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Im Gespräch mit Rudolf Exel

Innovative Möbeltischler reduzieren Lösemittel. BUSINESSART hat den Sachverständigen Rudolf Exel dazu befragt.

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Lösemittel sind vor vielen Jahren durch ihre gesundheitsschädlichen Auswirkungen ins Gerede gekommen. Mittlerweile hat sich viel getan. Wo steht die Diskussion aktuell?
Flüchtige organische Lösungsmittel (Volatile organic compounds, VOC)  haben auch eine große klimaschädigende Wirkung. Daher  gibt es seit 2002 die VOC-Anlagen-Verordnung als Regelwerk zur Reduktion der Emissionen. Die Verpflichtungen sind in einer Reihe von Branchen (Druck, Lackierung, Möbelherstellung, KFZ-Lackierung,…) bereits umgesetzt. Gerade innovative Betriebe z.B. Möbeltischler mit dem Umweltzeichen gehen aber darüber hinaus und setzen bewusst auf eine weitere Reduktion.

Was ist ihre Motivation?
Viele gewerbliche Tischler haben einen sehr konkreten Bezug zur Umwelt und sind sich ihrer Verantwortung sehr bewusst. Darüber wünschen sich immer mehr Konsumenten ökologische Produkte. Das Aufeinandertreffen der Wünsche der Kunden mit der Überzeugung von Herstellern ist eine ideale Situation und der beste Antrieb zu Nachhaltigkeit und der Umsetzung von CSR. Im übrigen, ohne den Begriff im gesamten Prozess überhaupt zu erwähnen.

Vor welchen Herausforderungen stehen die innovativen Unternehmen?
Die Herausforderung liegt in der qualitativen Auswahl der Alternativen um die vielfältigen Anforderungen an Optik, Haptik und chemische Widerstandsfähigkeit zu erfüllen. Damit verbunden sind wesentliche technische und organisatorische Umstellungen im Lackierablauf. Hier ist zwischen großgewerblichen / industriellen Lackierungen und deren Maßnahmen von kleingewerblichen Lackierungen mit vielen individuellen Anforderungen zu unterscheiden.

Wie lösen die Betriebe diese Herausforderungen?
In der industriellen Lackierung haben sich für Klarlacke sehr taugliche UV-Lack-Systeme etabliert welche mit unter 5% Lösungsmittel auskommen. (Konventionelle LM-Lacke haben zwischen 72 und 89% Lösemittelanteil). Für die individuelle Lackierung werden heute Lacksysteme mit einem Lösungsmittelanteil von unter 10% angeboten. Diese bedürfen im Allgemeinen einer Edelstahl-Ausführung der Applikationstechnik, höhere Verarbeitungs- und Lufttemperaturen (Heizleistung), und längere Trocknungszyklen.

Wie sieht die Möbelbranche diese Entwicklungen?
In der Branche herrscht noch immer große Skepsis über die Qualität der „wasserverdünnbaren“ Lacksysteme. Dieses Unbehagen beruht auf Lackproblemen zu Beginn der Entwicklung (1990 - 2000) Die heute angebotenen Systeme können durchaus bei den chemischen Widerstandsfähigkeiten konventioneller Lacke mithalten. Für einzelne optische Effekte sind zusätzliche Arbeitsgänge notwendig um die erwarteten Ergebnisse zu erreichen.

Rudolf Exel, ist Sprecher der CSR-Consultants Expert Group der Wirtschaftskammer Österreich. Er ist allgemein beeideter und gerichtlich zertifizierter Sachverständiger und Gutachter f. Umweltzeichen „ UZ06 Holzmöbel“, „UZ07 Holzwerkstoffe“, „UZ56 Fußbodenbeläge“, „UZ28 Witterungsbeständige Holzprodukte“.
http://beratung.exel.at