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Im Gespräch mit Mag. Rüdiger Wetzl

Mag. Rüdiger Wetzl, Inhaber Compuritas, Graz

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Mit optimierter IT 80% Ressourcen einsparen

Die IT nimmt einen immer wichtigeren Teil unserer Arbeitsinfrastruktur ein. Wo kann ich am einfachsten Ressourcen einsparen?
Durch eine Optimierung der IT-Infrastruktur lassen sich bis zu 80 % der damit verbundenen Ressourcen einsparen, alleine beim Stromverbrauch sind das bis zu 50 Euro pro PC und Jahr. Ebenso tragen optimiertes Drucken oder das Abschalten der Server in betriebsfreien Zeiten zu einer effizienteren Bewirtschaftung bei. Das Abschalten des Servers zwischen 22.00 Uhr und 7.00 Uhr – das auch automatisiert werden kann – spart 9 Stunden Strom pro Tag. Natürlich gibt es auch Lösungen, wenn ich in dieser Zeit von außen zugreifen will.

Noch relevanter allerdings ist die Verlängerung des Lebenszyklus der Geräte. Denn 50% der Gesamtenergie verbraucht die Produktion des Gerätes. Ein typischer Stand-PC mit Bildschirm, Maus und Tastatur braucht in der Produktion 1.500 l Wasser, 1.500 kWh Strom, 24 kg fossile Brennstoffe und 22 kg Chemikalien.

Regelmäßig gewartet und geringfügig aufgerüstet kann ein PC leicht sechs bis acht Jahre laufen. Die Zeiten, wo man aufgrund eines neuen Betriebssystems einen neuen Rechner kaufen musste, sind lange vorbei.

Was sind die wichtigsten Wartungsmaßnahmen?
Neue PCs sollten schon sehs Monate nach dem Kauf wieder in Schuss gebracht werden. Das bedeutet, die Software zu kontrollieren, überschüssigen Datenmüll zu entfernen und eine Defragmentierung durchzuführen. In größeren Unternehmen macht das die EDV-Abteilung, die kleineren haben meist externe EDV-BetreuerInnen. Eine Wartung sollte einmal pro Quartal durchgeführt werden, damit die PCs schnell genug laufen und die MitarbeiterInnen nicht unnötig warten müssen. Das wiederum hebt die Produktivität.

Was soll ich beim Neukauf beachten?
Beim Neukauf kann man sehr viel einsparen, indem man auf Geräte achtet, die optimal für den Einsatzzweck geeignet sind. Meist sind neue Geräte überdimensioniert – Bürocomputer müssen nicht spieletauglich sein. Neue Prozessoren sind zwar energieeffizienter, sie weisen aber vielfach eine Leistung auf, die Unternehmen gar nicht brauchen. Optimierte Standgeräte brauchen nur 40 Watt statt der üblichen 80 bis 100 Watt. Wo Notebooks sinnvoll sind, kann man auf sie umsteigen. Sie brauchen noch weniger Energie.

Unternehmen sollten keine Tintenstrahldrucker, sondern Laserdrucker anschaffen. Vergleichen Sie den Verbrauch und die Kosten pro Seite beim Kauf! Die Hersteller haben diese Angaben parat. Das Gerät sollte unbedingt einen Energiesparmodus haben, der sich automatisch einschaltet. Und: Nicht alle MitarbeiterInnen brauchen einen Drucker! Bei zentral positionierten Druckerinseln reduziert sich die Anzahl der Ausdrucke um bis zu 30 %, und sorgt für vermehrte Bewegung der MitarbeiterInnen.

Welche Abläufe können verbessert werden? Was können MitarbeiterInnen tun?
Viel Einsparungspotenzial liegt in der Umgestaltung von Prozessen – Stichwort e-billing. Rechnungen können elektronisch ausgestellt und verschickt werden. Toner müssen nicht neu gekauft, sondern können wieder befüllt werden. Pro Toner bedeutet das eine Einsparung von sechs Liter Erdöl. MitarbeiterInnen sollen sensibilisiert und geschult werden, damit sie die Maßnahmen mittragen. 20 % der Geräte werden am Abend nicht ausgeschaltet!

Gibt es Geräte, die sowohl ökologisch als auch fair hergestellt werden?
Ökologisch hat sich schon viel getan, auch im sozialen Bereich kommt einiges in Bewegung. Das EPEAT-Label für Monitore beispielsweise beinhaltet schon soziale Standards. Aber es gibt noch keinen öko-fairen Computer. Da müsste man in der Beschaffung bis zur Gewinnung der Ressourcen zurückgehen und dort herrschen nach wie vor absolut untragbare Zustände. Aber es ist keine Utopie mehr. Gute Geräte findet man beispielsweise auf www.topprodukte.at.

Viele Unternehmen lagern ihre Daten in die „Wolke“ aus. Wie öko-fair sind diese Systeme?
Ja, vor allem EPUs (Einpersonen-Unternehmen) gehen diesen Weg. Da ist es wichtig, sich zunächst einige Fragen zu stellen: Wie sichere ich meine Daten? Ist ein Fernzugriff jederzeit notwendig? Wie sieht die Rechtslage aus? Es ist nicht illegal, Daten online zu speichern, ich muss als Unternehmen aber auch Sicherheit gewährleisten. Meist fällt die Entscheidung daher auf einen österreichischen Anbieter, weil Rechtssicherheit besteht. Die sensibelsten Daten würde ich jedoch dort nicht online geben.

Die Rechenzentren haben eigentlich die Green-IT erfunden, weil es sich für sie rechnet, möglichst wenig Strom zu verbrauchen. Darüber hinaus wird ein Server in einem Büro nur zu 20 bis 30 % genutzt, in einem Rechenzentrum zu 70 bis 80 %. Hier ist sehr viel Know-how vorhanden. Das sollten große Unternehmen auch nutzen.