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Gift für Hund & Katz

Zeigen Hund und Katze Krankheitssymptome, lautet der prompte Verdacht des Tierbesitzers: Mein Haustier hat sich vergiftet. Diese einfache Erklärung trifft jedoch in den seltensten Fällen zu, auch wenn die Gefahren speziell im Haushalt zahlreich sind.

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Foto: Nailia Schwarz/Photocase.de Foto: Nailia Schwarz/Photocase.de

Der Giftnotruf „Pet Poison Helpline” veröffentlicht jährlich die Zahlen der zehn häufigsten Vergiftungen bei Haustieren. Zwei überraschende Substanzen führen die Rangliste bei Hund und Katze an.

 

Hunde

  • An erster Stelle der Gift-Charts steht die beliebte Belohnung Schokolade: Je höher der Kakaogehalt, umso giftiger ist die Schokolade für die Tiere.
  • Ebenfalls eine Vergiftung über eine Nascherei, die nicht für das Tier gedacht ist: Xylitol, ein Süßstoff, der vor allem in Kaugummis zu finden ist.
  • Selbstmedikation durch den Besitzer, besonders mit Schmerzmitteln wie Paracetamol und Ibuprofen, verursacht bei Hunden ebenfalls Probleme. Auch Allergiemedikamente und Mittel gegen Husten und Erkältungen sind in der Top-10-Liste der Gifte vertreten. Der Hintergrund: Medikamente, die für den Menschen gedacht sind, sollten niemals ohne Rücksprache mit dem Tierarzt an Hund oder Katze verabreicht werden. In der Leber unserer Haustiere laufen andere Entgiftungsprozesse ab als beim Menschen. Der Grundsatz „Wenn etwas sicher ist für mich, ist es auch sicher für mein Haustier – und wenn etwas ungefährlich ist für meinen Hund, ist es das wohl auch für meine Katze“ ist falsch.
  • Rattengift wird über das Fressen von Ködern, vergifteten Mäusen und Ratten aufgenommen.
  • Platz sechs geht erstaunlicherweise an Rosinen und Weintrauben.
  • Es folgen Insektenfanggeräte, wie zum Beispiel Ameisenfallen, die allerdings weniger toxisch als vor allem mechanisch problematisch sind.
  • Medikamente, die Kindern gegen das Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom ADHS verschrieben werden. Diese führen - unabsichtlich eingenommen - bei Haustieren zu Zittern, Krämpfen, Herzproblemen und sogar zum Tod.
  • Überraschend stehen auf Platz neun Futterzusätze für Hunde mit Gelenksproblemen. Diese Additive können in großer Überdosierung zu Durchfällen und – seltener – zu Leberproblemen führen.
  • Schließlich folgen kleine Säckchen, die zur Sauerstoffabsorption zu manchen Lebens-und Futtermitteln beigegeben werden. Diese können aufgrund ihrer Inhaltsstoffe zu einer Eisenvergiftung führen.

Katzen

  • Bei Katzen stehen an der obersten Stelle der Vergiftungsliste – die Lilien. Ob Osterglocke, Prachtlilie oder Taglilie, alle Teile der Vertreter dieser Pflanzenfamilie sind aufgrund enthaltener Alkaloide sehr giftig. Bereits eine geringe Pollenmenge, die an Fell oder Pfoten haften bleibt und dann bei der Fellpflege aufgenommen wird, kann Nierenversagen und Krampfanfälle auslösen.
  • Verätzungen durch scharfe Reiniger folgen auf Platz zwei vor Permethrin-haltigen Spot-on-Produkten: Diese werden bei Hunden erfolgreich gegen Zecken und Flöhe eingesetzt, können bei Katzen jedoch tödlich wirken.
  • Die nächsten vier Plätze belegen Medikamente, die für den menschlichen Gebrauch bestimmt sind, und die den Katzen entweder in guter Absicht verabreicht oder von diesen unabsichtlich aufgenommen werden: Antidepressiva, Schmerzmittel sowie Mittel gegen Hyperaktivität, Husten, Erkältungen und Allergien.
  • Nicht wirklich schwer wiegende Symptome folgen in der Regel auf den Kontakt mit Oxalat-haltigen Pflanzen (Diefenbachia, Philodendron, Efeu, Spinat, Mangold) oder mit Pflanzenschutzmitteln.
  • Kurioses zum Schluss: Schmuck und Accessoires, die im Dunkeln leuchten, üben auf Katzen eine magische Anziehungskraft aus. Diese Dinge enthalten Dibutylphthalat, das auch als Weichmacher eingesetzt wird. Bei Kontakt mit den Maulschleimhäuten kommt es zu Schmerzen und starkem Speicheln, das sich allerdings nach Futter- oder Wasseraufnahme von selbst wieder gibt.

Wie leiste ich nun als Hunde- und Katzenbesitzer erste Hilfe, wenn sich mein Tier offensichtlich vergiftet hat?

Die Art der Hilfe hängt in erster Linie vom jeweiligen Gift ab. Hat Ihr Tier eine giftige Substanz aufgenommen, die keine ätzende Eigenschaft aufweist, können Sie unter Umständen versuchen, Erbrechen auszulösen. Landen Bestandteile des Gifts auch auf dem Fell oder der Haut Ihres Tieres, waschen Sie beides gründlich mit lauwarmem Wasser ab. Begeben Sie sich aber stets so schnell wie möglich zum Tierarzt: Je präziser sich das Gift identifizieren lässt (Verpackungsbeilage oder Ähnliches bitte mitbringen), desto besser ist eine gezielte Behandlung möglich. Dafür sollten Sie auch möglichst genaue Antworten auf einige Fragen haben: Was? Wie viel? Wann? Wo? Wie? Und speichern Sie wichtige Adressen und Telefonnummern, etwa die der Vergiftungszentrale und des Tierarztes.

Zwei abschließende Ratschläge:

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Diplomtierärztin Mag. Inge Sperl ist seit 25 Jahren Groß- und Kleintierpraktikerin in Herzogenburg/NÖ Diplomtierärztin Mag. Inge Sperl ist seit 25 Jahren Groß- und Kleintierpraktikerin in Herzogenburg/NÖ

Resignieren Sie nicht, wenn Ihr Haustier Gift gefressen hat, weil Sie meinen, man könnte nichts dagegen unternehmen. Und: Nur, weil ihr Haustier nicht gleich reagiert, wenn es etwas offensichtlich Giftiges gefressen hat, heißt das nicht, dass nichts passieren kann. Speziell Katzen tendieren dazu, Schmerzen lange Zeit zu unterdrücken. Manche Gifte wirken erst nach Stunden oder Tagen – und dann ist Hilfe meist nicht mehr möglich.

Autorin: Inge Sperl

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