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Fairer Kaffee – hält er, was er verspricht?

Mit 3 Tassen Kaffee täglich und einem Pro-Kopf-Verbrauch von jährlich 8,3 Kilo liegt Österreich weltweit im Spitzenfeld. Aber nur 5 Prozent stammen aus der fairen Produktion der Gütesiegel FAIRTRADE, UTZ und Rainforest Alliance.

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Foto Kaffeebäuerinnen: Fairtrade/Tineke D Haese Fairtrade/Tineke D Haese

Kaffee ist sehr gefragt, Bauern leben trotzdem in Armut

20 Millionen Menschen leben weltweit direkt vom Kaffeeanbau – rund 95 Prozent davon sind Kleinbauern in Entwicklungsländern. Trotz global steigender Nachfrage nach Kaffee leben mehr als die Hälfte der Kaffeebauern unter der Armutsgrenze von 1,10 Euro pro Tag.

Die stark schwankenden Preise für Rohkaffee decken die steigenden Produktionskosten oft nicht ab. Kaffeebauern erhalten zumeist weniger als 1 Euro für ein halbes Kilo gewaschene Kaffeebohnen, das im Schnitt in Österreich 7 Euro kostet. Von 10 Euro im konventionellen Kaffeehandel wandern 8,40 Euro in die Taschen von Kaffeeröstern und Einzelhandel.

Angesichts dieser dramatischen Ausgangslage haben sich Gütesiegel-Organisationen zum Ziel gesetzt, die Lebensbedingungen der Kaffeebauern zu verbessern. Die relevantesten dabei sind FAIRTRADE, UTZ und Rainforest Alliance. Nur deren Unterstützung erlaubt es Kleinbauern, in nachhaltige und bessere landwirtschaftliche Methoden zu investieren.

Der Konsumentenschutz der Arbeiterkammer Oberösterreich hat untersucht, wie glaubwürdig diese Gütesiegel sind. Dabei lag FAIRTRADE  bei den Sozialstandards leicht vorne, doch  auch UTZ und Rainforest Alliance schnitten bei der Gesamtbewertung gut ab. Inzwischen hat sich herausgestellt, dass es Rainforest Alliance mehr bei den Absichtserklärungen beließ, als tatsächlich große Verbesserungen zu bringen. UTZ wird 2019 in Rainforest Alliance eingegliedert

Kann man den Vorteil für Kaffeebauern messen?

Die Untersuchung der AK OÖ auf Basis von 190 Kriterien sowie unabhängigen Wirkungsstudien zeigt, dass die FAIRTRADE Zertifizierung tatsächlich positive Wirkungen für die Lebensbedingungen der Kaffeebauern und die Umwelt hat: Sie erhöht das Haushaltseinkommen von Kleinbauern um 5 bis 10 Prozent durch bessere Preise und/oder höhere Erträge. Zertifizierte Kleinbauern haben dazu im Durchschnitt besseren Zugang zu Krediten und Schulungen, setzen bessere Anbaumethoden ein und verwenden weniger Dünger und Pestizide. Zudem profitiert oft die ganze Gemeinde von den Sozialprojekten oder Investitionen in die Infrastruktur, die mit Prämiengeldern finanziert wurden.

Immer noch zu geringe Nachfrage nach fairem Kaffee

Zwar werden weltweit bereits 20 Prozent der globalen Kaffeeproduktion nach strengeren Sozial- und Umweltkriterien erzeugt, jedoch können lediglich 6,7 Prozent tatsächlich auch als zertifizierter Kaffee verkauft werden. Der Grund ist die zu geringe Nachfrage. Es liegt nicht am Preis! Vielen österreichischen Konsumenten/-innen sind individuelle Kaffeespezialitäten und Qualität wichtiger als der Preis. Denn Kaffee in Kapselform kostet im Schnitt pro Kilo rund 60 Euro. Das ist dreimal so viel wie ein Kilo Röstkaffee, ganze Bohne - des teuersten Bio-FAIRTRADE-Edelkaffees. Dennoch sind seit 2014 Kapselmaschinen laut GfK-Markterhebung die meist verwendeten Kaffeemaschinen (38,6 Prozent) in österreichischen Haushalten.

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