zum Inhalt springen

Facts: Mehrweg oder Einweg

Ökoexperte DI Christian Pladerer hat errechnet, dass effiziente und ver­nünftige Mehrweg­lösungen, mit hohen Umlauf­zahlen, immer ökologischer sind als Einwegverpackungen.

bottles-60479_1920
Pixabay

Werden Mehrwegsysteme durch den Gesetzgeber unterstützt?

DI Christian Pladerer, Österreichisches Ökologie-Institut, Ressourcenmanagement: Die Vermeidung von Abfällen hat umweltpolitisch eindeutig Vorrang vor der Verwertung (Recycling oder thermische Verwertung). In der EU-Abfallrahmenrichtlinie und im österreichischen Abfallwirtschaftsgesetz werden Abfallvermeidung sowie Wieder- bzw. Weiterverwendung in der fünfstufigen Abfallhierarchie an oberster Stelle genannt.

Die Vorschriften für Abfallvermeidung verpflichten somit die Mitgliedstaaten, nationale Abfallvermeidungsprogramme auszuarbeiten, wobei Maßnahmen zur Abfallvermeidung und zur Förderung der Wiederverwendung zu ergreifen sind. Dabei sollten Mehrwegsysteme eine wesentliche Rolle spielen.

Wie schaut der Kreislauf einer Getränkeverpackung aus?

Der Lebensweg einer Getränkeflasche (PET oder GLAS) oder Dose (Aluminium, Eisen) besteht aus
• der Herstellung (inklusive Herstellung der Rohstoffe und Betriebsmittel),
• der Nutzung der Verpackung und
• der Entsorgung sowie aus allen notwendigen
• Transporte entlang des Lebenszyklus.

Den anteilsmäßig größten Ressourcenverbrauch und die damit verbundenen negativen Umweltauswirkungen hat die Herstellung der Verpackung.

Was sind Mehrweggetränkeverpackungen?

Das sind Getränkeflaschen aus Glas oder Kunststoff (meist PET). Beim Kauf wird ein Pfandbetrag eingehoben, der bei Rückgabe der Pfandflasche im Supermarkt bzw. bei der Verkaufstelle wieder rückerstattet wird. Die Flasche gelangt von der Filiale des Lebensmittelhandel wieder zurück zum Abfüllbetrieb, wird dort gereinigt, wieder befüllt und gelangt wieder in den Handel.

Was sind Einweggetränkeverpackungen?

Einweggetränkeverpackungen sind Flaschen aus Glas bzw. Kunststoff (meist PET) oder Dosen aus Aluminium bzw. Eisen, die nur ein einziges Mal befüllt werden können. Die Flaschen bzw. Dosen sollten nach einmaligen Gebrauch der getrennten Abfallsammlung zugeführt werden: Glasflaschen zu Bunt- oder Weißglas, PET zur Kunststoffsammlung (Gelber Behälter, Gelber Sack) oder Dosen aus Eisen bzw. Aluminium zum Altmetall. In machen Regionen Österreichs werden Verpackungen aus Kunststoff und Metall gemeinsam gesammelt. Abhängig vom Ausgangsmaterial gelangen die getrennt gesammelten Abfälle zum Recycling oder zur thermischen Verwertung.

Wie kann man Einweg- und Mehrweggetränkeverpackungen unterscheiden?

Ob eine Flasche eine Einweg- oder Mehrwegflasche ist, kann man auf den ersten Blick meist nicht so leicht feststellen. Ein deutlicher Hinweis für eine Einwegflasche ist der Aufdruck "kein Pfand". Hingegen ist der Umkehrschluss nicht immer möglich. Auch Einwegflaschen werden manchmal mit einem Pfand verkauft, obwohl sie nur einmal befüllt werden. Hier müsste auch noch zusätzlich der Begriff Mehrweg angeführt sein. Wie kann eine Konsumentin bzw. ein Konsument sich nun ganz sicher sein, ob es sich um eine Mehrweggetränkeflasche handelt oder nicht? Da hilft das Mehrweglogo, eine Wort-Bild-Marke zur Kennzeichnung von Mehrweggetränkeflaschen. Das Logo dient zur Auszeichnung von Mehrweg in Werbeaussendungen und kann direkt auf das Etikett der Mehrweggetränkeflasche angebracht werden. Leider ist das eine freiwillige Maßnahme der Getränkwirtschaft und des Handels. Eine wichtige Voraussetzung für ein umweltbewusstes Einkaufsverhalten der KonsumentInnen ist die Informationsbereitstellung. Daher müssen Getränkeverpackungen eindeutig und verbindlich als 'Einweg' oder 'Mehrweg' am Verkaufsregal und direkt am Produkt gekennzeichnet werden.

Wie oft werden Mehrwegflaschen befüllt?

Kunststoffflaschen werden bis zu 20 Mal, Glasflaschen werden rund 40 Mal wieder befüllt.

Welche Vorteile bieten Mehrwegflaschen?

Die Mehrweg-Pfandflasche ist die in jeder Hinsicht ökologisch beste Getränkeverpackung. Mehrwegverpackungssysteme stärken zusätzlich die regionale Wirtschaft.
Das mehrfache Wiederbefüllen von Getränkeflaschen hilft Rohstoffe und Energie zu sparen. Glas-Einwegflaschen brauchen rund 50 Mal mehr Rohstoffe, Kunststoff-Einwegflaschen brauchen rund 17 Mal mehr Rohstoffe. Kunststoff-Einwegflaschen werden bereits nach einmaligem Gebrauch zu 100 Prozent zu Abfall (Restmüll, getrennte Altstoffsammlung oder Littering). In jedem Fall ist dies mit einem zusätzlichen Transport- und Energieaufwand verbunden, der bei Mehrwegsystemen wegfällt.

Derzeit werden 8 von 10 Flaschen im Rahmen des ARA-Systems gesammelt (inklusive sogenannter Zukaufsmengen aus der Restmüllverbrennung). 6 von 10 Flaschen werden stofflich verwertet (recycelt), wobei nur ein Teil davon wieder für die Produktion neuer PET-Flaschen verwendet werden kann. Kunststoff-Einwegflaschen können somit nicht 1:1 wiederverwertet werden. Zur Erzeugung von neuen Flaschen ist immer auch neues Material erforderlich, im Durchschnitt werden für die Produktion von PET-Flaschen in Österreich derzeit 70 Prozent Neumaterial und 30 Prozent Rezyklat eingesetzt. Von einem geschlossenen PET-Kreislauf ist man weit entfernt.

Wie sehen die ökologischen Vorteile im Detail aus?

Ressourcen schonend: Der Lebensweg einer Getränkeflasche besteht aus Herstellung, Nutzung und Entsorgung. Den anteilsmäßig größten Ressourcenverbrauch hat die Herstellung. Das mehrfache Wiederbefüllen von Getränkeflaschen hilft Rohstoffe und Energie zu sparen. Glas-Einwegflaschen brauchen rund 50 Mal mehr Rohstoffe, Kunststoff-Einwegflaschen brauchen rund 17 Mal mehr Rohstoffe. Das schlechte Abschneiden der PET-Einwegflaschen gegenüber der PET-Mehrwegflaschen wird beim Ressourceneinsatz an folgendem Beispiel gezeigt: Allein in Wien wurden 2006 rund 80 Millionen 1,5 Liter PET-Einwegflaschen Mineralwasser verkauft. Zur Produktion dieser Menge an Kunststoffflaschen werden 5.100 Tonnen Erdöl benötigt. Bei Verzicht auf Einwegflaschen und Nutzung von Mehrwegflaschen aus PET würden bei einer minimalen 15maligen Wiederbefüllung nur 5,3 Millionen PET-Mehrwegflaschen benötigt. So könnten 4.200 Tonnen Erdöl das sind 5 Millionen Liter eingespart werden. (Quelle MA22)

• Abfall vermeidend: Da die ökologischen aber auch ökonomischen Vorteile von Mehrwegsystemen nur mit hohen Rücklaufzahlen zur Geltung kommen, funktionieren Mehrwegsysteme nur mit Pfand. Pfandregelungen führen zu einer hohen Rücklaufquote. Die Flaschen können sehr rasch wieder befüllt und in den Handel gebracht und somit unnötiger Abfall vermieden werden.
Mehrwegflaschen aus Kunststoff können rund 20 Mal wieder befüllt werden, solche aus Glas sogar rund 40 Mal. Solange die Flaschen wieder befüllt werden, sind lediglich die Etiketten und Verschlüsse zu erneuern und kaputte Flaschen auszuscheiden. Bei Einwegflaschen wird hingegen die gesamte Flasche zu Abfall.
Bei der Glas-Mehrweg ist pro Durchlauf nur 2,5 Prozent neues Material erforderlich (Schraubverschlüsse, aussortierte Flaschen). Das bedeutet, dass pro Durchlauf auch nur 2,5 Prozent Abfall produziert wird.
Untersuchungen von Müllverbänden zeigen, dass Getränkeflaschen zunehmend achtlos weggeworfen werden (sogenanntes „Littering“). Mehrwegflaschen sind ein aktiver Beitrag zur Vermeidung von Littering.

• Klima schonend: Auch bezüglich Klimaschutz sind Mehrwegflaschen den Einweggebinden vorzuziehen. Einweggetränkeflaschen verbrauchen deutlich mehr Energie. Mehrweggetränkeverpackungen helfen CO2-Emissionen zu sparen. Die meisten negativen Umweltauswirkungen entstehen in der Produktion von Getränkeverpackungen. Und gerade hier liegt der große Vorteil von Mehrwegsystemen. Die Auswirkungen auf den Treibhauseffekt sind zum Beispiel für Wasser in 1,5 Liter-PET-Flaschen etwa doppelt so hoch für Einweg als für Mehrweg (Quelle: ifeu-Ökobilanz zur PET-Einwegflasche in Österreich).

Im Anhang zur Nachhaltigkeitsagenda 2008 bis 2017 der österreichischen Wirtschaft für Getränkeverpackungen werden für Wasser in PET-Mehrwegflaschen 43 Tonnen Kohlendioxid pro Million Liter angegeben. Für PET-Einwegflaschen 88 Tonnen Kohlendioxid pro Million Liter.


Im Jahr 2007 haben Getränkeverpackungen (Mineralwasser, Limonade, Fruchtsäfte, Bier, Wein, Sekt, Spirituosen) 415.233 Tonnen CO2-Äquivalente in Österreich verursacht. Das entspricht den Emissionen der Stadt St. Pölten oder den Emissionen, die die im Burgenland benutzten Autos in einem Jahr verursachen. 80 Prozent der Emissionen stammen von Einwegverpackungen. Würden sämtliche Getränke in Österreich auf Mehrweg umgestellt, könnten die CO2--Emissionen um 44 Prozent auf 232.376 Tonnen gesenkt werden. Und damit können Mehrwegflaschen auch zum Klimaschutz beitragen.

Welche Getränkeverpackungen haben die schlechteste Wirkung aufs Klima?

Eine Einwegglasflasche verursacht fünf Mal mehr so viele CO2-Emissionen wie eine Mehrwegglasflasche. Eine Einwegdose (z. B. bei Bier) verursacht drei Mal so hohe CO2-Emissionen wie eine Mehrwegglasflasche. Mehrwegflaschen aus Kunststoff (z. B. für Mineralwasser, Limonade und Fruchtsaft) verursachen um über die Hälfte weniger CO2-Emissionen wie Einwegflaschen aus Kunststoff.

Haben Mehrweggebinde einen höheren Wasserverbrauch als Einweggebinde?

Nein. Wasser wird üblicherweise nicht wie andere Ressourcen „verbraucht“, solange es nicht mit problematischen Chemikalien verunreinigt und damit unbrauchbar gemacht wird. Zur Reinigung der Mehrwegflaschen ist Wasser erforderlich. Die Menge des Wassers kann durch den Einsatz sparsamer Technologien reduziert werden, beispielsweise auf 0,25 Liter pro Liter Füllgut. Mittels moderner Filtersysteme kann das Reinigungswasser aufbereitet und danach wieder dem Wasserkreislauf zugeführt werden. Werden sämtliche Umweltauswirkungen von Getränkeverpackungen analysiert, so zählen Mehrwegsysteme zu den ökologisch vorteilhaften Verpackungen.

Was verstärkt die positive Umweltbilanz von Mehrweggebinden?

Da die ökologischen aber auch ökonomischen Vorteile von Mehrwegsystemen mit hohen Rücklaufzahlen gut zur Geltung kommen, funktionieren Mehrwegsysteme nur mit Pfand. Pfandregelungen führen zu einer sehr hohen Rücklaufquote. Die Flaschen können sehr rasch wieder befüllt und in den Handel gebracht und somit unnötiger Abfall vermieden werden. Zusätzlich sind Mehrwegflaschen ein aktiver Beitrag zur Vermeidung von Litteringabfällen in der Landschaft und Natur, auf Straßen oder öffentlichen Plätzen.

Welchen Einfluss hat der Transport der Getränkeverpackungen?

Bis zu einer Transportdistanz von rund 750 Kilometern zwischen Abfüllanlage und Verkauf schneiden Mehrwegflaschen aus ökologischer Sicht besser als Einwegflaschen ab (Erkenntnisse der Ökobilanzen für Getränkeverpackungen des Umweltbundesamt Deutschland). Das entspricht etwa der Entfernung Wien-Bregenz.
In einer Ökobilanz zur PET-Einwegflasche in Österreich des Ifeu-Instituts aus dem Jahr 2004 wurde für Mineralwasser eine mittlere Transportentfernung von 197 Kilometern von der Abfüll- zur Verkaufsstelle berechnet. Daher sind aus ökologischer Sicht in Österreich Mehrweggebinde Einweggebinden immer vorzuziehen.
Einwegverpackungen werden nach Gebrauch zunächst in den entsprechenden Behältern gesammelt, von Sammelfahrzeugen aufgenommen und zu einer Sortieranlage und im Falle der Verwertung zu einer entsprechenden Recycling-Anlage gebracht. Da in Österreich nur eine derartige Verwertungsanlage existiert, werden hier oft weite Strecken zurückgelegt. Wie bei allen Lebensmitteln sollte auch bei Getränken, egal ob in Mehrweg- oder Einweggebinden, darauf geachtet werden, dass sie möglichst aus der nahen Umgebung stammen.

Ist die getrennte Sammlung und das Recycling von Einweggetränkeverpackungen einem Mehrwegsystem gleichzusetzen?

Laut ARA werden derzeit 8 von 10 Flaschen im ARA-System gesammelt. Allerdings werden nur 6 von 10 Flaschen recycelt (stofflich verwertet). 4 von 10 Flaschen, also ca. 500.000.000 Flaschen pro Jahr werden derzeit verbrannt oder gar nicht verwertet.

Sinnvoll und viel effizienter sind Mehrweg-Kunststoffflaschen, die rund 20 Mal wiederbefüllt werden und die am Ende als Rohstoff für neue Mehrwegflaschen eingesetzt werden. Derzeit sind jedoch keine Mehrweg-Kunststoffflaschen in Österreich am Markt. (Die Pfandflaschen der Firma Vöslauer werden teilweise fälschlicherweise im Handel als Mehrwegflaschen angeschrieben, diese Flaschen werden jedoch nicht wiederbefüllt.)

Recycling von Abfällen ist prinzipiell sinnvoll. Die Funktion des Recyclings sollte es jedoch sein, die Abfälle zu verwerten, die nicht vermieden werden können. Abfallvermeidung hat Vorrang vor dem Recycling. Auch ein funktionierendes Recyclingsystem ist in der Praxis mit Massen- und/oder Qualitätsverlusten verbunden, und sollte in keinem Fall als Rechtfertigung für die Erzeugung zunehmender und vermeidbarer Abfallmengen herangezogen werden.

Wie funktioniert das Recycling am Beispiel von Glasflaschen?

Glasrecycling ist ein natürlicher Materialkreislauf. Im Glaswerk wird das getrennt gesammelte Altglas eingeschmolzen und zu neuen Glasverpackungen geformt. Das gesammelte Altglas wird somit zu 100 Prozent in der Verpackungsglasindustrie verwertet -über 80 Prozent davon im Inland, der Rest in Glaswerken in Deutschland, Tschechien und Italien. Gebrauchte Glasverpackungen sind der mengenmäßig wichtigste Rohstoff für neue Glasverpackungen und Glas kann immer wieder in höchster Qualität recycelt werden. Die Einsatzquote beträgt bei Weißglas bis zu 60 Prozent, bei Braunglas bis zu 70 Prozent und bei Grünglas bis zu 90 Prozent.