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ArtistInnen als Schatzheber

„Jeder Mensch hat seine ganz besonderen Fähigkeiten. Man muss nur genau hinsehen“, sind Christoph Studeny, Lena Enge und Michael Kvas überzeugt. Sie helfen Menschen in schwierigen Situationen, ihre persönlichen Schätze zu heben.

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Foto: Christoph Studeny Foto: Christoph Studeny

„Solange jemand lacht, geht es ihm gut“
Christoph Studeny, Student BWL an der WU Wien

„Ich wollte etwas Sinnvolleres tun als Bleistift spitzen.“ Dass es so viel Sinn machen wird, war Christoph Studeny zu Beginn seines Zivildienstes in der Karl Schubert Schule in Wien 23 noch nicht bewusst. In der Bildungsstätte werden geistig und körperlich behinderte Kinder unterrichtet und betreut. Studenys Aufgabe bestand darin, eine Klasse zu betreuen; für ein spastisches Kind war er hauptverantwortlich. Das bedeutet, anziehen, ausziehen, aufs Klo gehen, einfach darauf zu achten, dass es dem Kind gut geht. „Diese Arbeit ist sehr erfüllend, ich mach das gern“ meint Studeny auf die Frage nach seiner Motivation. Heute, als Student der BWL, hilft er im Haus der Barmherzigkeit mit.
Was ist schwierig für ihn? Studeny: „Wenn man die Leute noch nicht kennt, noch nicht weiß, was sie gerne essen, was sie beruhigt, welche Musik sie mögen.“ Mit guten Kollegen könne man aber relativ schnell einsteigen, das sei nicht anders als bei anderen Jobs. „Die Betreuer leisten großartige Arbeit.“ Viele Menschen haben Scheu vor behinderten Menschen. Studeny: „Ich weiß nicht, wovor ich Angst haben sollte. Solange jemand lacht, wird es ihm gut gehen. Das ist nicht anders als bei ‚normalen‘ Menschen.“ Studeny wünscht sich, dass Menschen hinschauen wenn andere Hilfe benötigen. „Einfach fragen. Da kann man nichts falsch machen.“ Die Grenzen zwischen behinderten und nichtbehinderten Menschen sollten durchlässiger werden. „Da könnten Unternehmen viel beitragen, indem sie Behinderte einstellen oder Mitarbeiter bevorzugen, die sich sozial engagieren.“

Info: Christoph Studeny studiert Betriebswirtschaftslehre an der WU Wien

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Foto: Michael Kvas und Lena Enge Foto: Michael Kvas und Lena Enge

Potentiale entdecken
Lena Enge und Michael Kvas, Verein EP – Entdecke Potentiale

Ausgangspunkt für das Engagement von Lena Enge und Michael Kvas war das negative Bild, das häufig von Jugendlichen gezeichnet wird: gewaltbereit, konsumverherrlichend und perspektivenlos. „Wir wollten- vor allem uns selbst - zeigen, dass auch Jugendliche, die aus dysfunktionalen Systemen kommen, mit den richtigen Entwicklungsangeboten und Rahmenbedingungen Verantwortung für sich und ihr Leben übernehmen“ erklären die beiden und entwickelten „RELOAD“ – Begleitung von arbeitssuchenden Jugendlichen. Das handlungsorientierte Konzept bringt die jungen Menschen ins Tun, lässt sie zeigen was sie tatsächlich können und bietet genügend Beziehungsangebote. Die braucht es auch, weil die Jugendlichen häufig keine „gesunden“ Beziehungen, die auf Anerkennung und Respekt bauen, kennen. „Die Jugendlichen müssen wissen, dass sie bei uns gut aufgehoben sind.“ Das wichtigste aber sei, dass sie mit ihren Stärken und Potentialen gesehen werden. „Auf die Frage, wo ihre Stärken liegen erhalten wir zu Beginn häufig die Antwort ‚Da gibt es nichts!‘ Wir sorgen dafür, dass die Jugendlichen wieder an sich glauben, zu ihrer Kraft finden und mit neuem Selbstvertrauen in ihren weiteren Weg starten. Uns ist weniger wichtig, ob jemand drei Monate nach Projektende einen Job hat, sondern dass ein Lebensplan, Träume und realistische persönliche Ziele vorhanden sind“ Ergebnis sind extrem hohe Vermittlungsquoten von fast 70%. Mit ihrem neuen Projekt „Out of Box“ wollen sie straffällig gewordene Jugendliche frühzeitig aus der Kriminalitätsspirale führen.

Infos: Lena Enge und Michael Kvas, Verein EP - Entdecke Potentiale, www.vereinep.at

Autorin: Roswitha M. Reisinger